Jetzt verstummt die Ferienidylle im Hunsrück plötzlich spürbar kalt.
In Oberhambach endet eine Ära: Der Ferienpark Hambachtal, vier Jahrzehnte lang Anlaufpunkt für Familien, verabschiedet sich aus dem Betrieb. Gäste hatten Bad, Essen und Personal im Herzen, doch hinter den Kulissen brach das Gefüge weg.
Was passiert und wen es trifft
Der Ferienpark mit rund 1250 Betten schließt. 86 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit. Der Betrieb endet zum 30. September, Gespräche mit potenziellen Investoren laufen nicht mehr über die Insolvenzkanzlei, sondern über den früheren Betreiber.
86 Arbeitsplätze fallen weg, der Betrieb stoppt zum 30. September – die Region verliert einen touristischen Anker.
Das Gelände war ein Komplettpaket für Familien: Schwimmbad, Kletterhalle, Bowling, Minigolf, Kinderclub und ein kleiner Wellnessbereich. Die Lage punktete zusätzlich: nahe am Erbeskopf mit Sommerrodelbahn, rund 15 Kilometer zum Bostalsee.
- Kapazität: etwa 1250 Betten
- Unterkünfte: 218 Ferienhäuser, 48 Appartements
- Angebote: Schwimmbad, Kletterhalle, Bowling, Minigolf, Kinderclub, Wellness
- Lage: Hunsrück, Erbeskopf-Nähe, circa 15 Kilometer zum Bostalsee
Wie es dazu kam
Die Insolvenzverwalterin spricht von über Jahre aufgeschobenen Investitionen. Statt Technik zu erneuern, liefen nur kleine Reparaturen. Das habe die Anlage in einen Zustand manövriert, in dem jeder nächste Schritt noch teurer wurde.
Allein das Schwimmbad hätte rund 200.000 Euro verschlungen. Ohne Sanierung blieb es ein Fass ohne Boden.
Rechnungen, Strom, Stillstand
Unbezahlte Rechnungen summierten sich. Der Stromlieferant stellte die Belieferung ein. Ende August blieb nur der Gang zum Amtsgericht. Wäre früher gegengesteuert worden, hätte der laufende Betrieb eventuell noch eine Chance gehabt. So lief die Uhr ab.
| Datum | Ereignis |
|---|---|
| Ende August | Insolvenzantrag gestellt |
| 30. September | Beschäftigte werden freigestellt, Betrieb endet |
Stimmen aus dem Umfeld
Gäste lobten in Bewertungen jahrelang die freundliche Crew und das Essen. Viele kamen wegen des Schwimmbads mit Rutsche, weil Kinder dort schnell glücklich wurden. Für die Region fällt ein Magnet weg, der neben Zimmern auch Ausflüge, Gastronomie und Freizeitangebote drumherum belebte.
Gelobt wurde das Team – nicht die Technik. Die Menschen hielten durch, die Anlagen nicht.
Was gebuchte Gäste jetzt tun können
Wer noch Buchungen in der Tasche hat, sollte schnell prüfen, über wen die Reise lief und welche Fristen gelten. Der Weg unterscheidet sich, je nachdem ob direkt beim Park oder über einen Veranstalter gebucht wurde.
Konkrete Schritte für Betroffene
- Buchungsunterlagen sichern: Rechnung, Buchungsbestätigung, Zahlungsbelege und E-Mail-Verkehr zusammenstellen.
- Vertragspartner prüfen: Direktbuchung oder Reiseveranstalter? Ansprüche richten sich immer an den Vertragspartner.
- Zahlungsweg checken: Bei Kreditkarte oder PayPal kann ein Chargeback möglich sein, wenn Leistung ausfällt.
- Reiserücktrittsversicherung ansehen: Bedingungen lesen; Insolvenz des Leistungserbringers ist nicht immer versichert.
- Fristen beachten: Rückforderungen nicht aufschieben; viele Zahlungsdienste arbeiten mit engen Zeitfenstern.
- Kontakt halten: Offizielle Mitteilungen der Verwaltung beachten, Anfragen schriftlich stellen und quittieren lassen.
Hinweis: Diese Hinweise ersetzen keine Rechtsberatung. Wer unsicher ist, wendet sich an Verbraucherzentralen oder rechtliche Beratung.
Folgen für die Region
86 Stellen fallen weg – vom Housekeeping über Technik bis zur Küche. Das trifft nicht nur Teams und Familien, sondern auch Zulieferer, Handwerk und Ausflugsanbieter. Der Effekt reicht in die Nebensaison, weil Herbst und Winter traditionell mit Gruppen, Schwimmkursen oder Kurzurlauben gefüllt waren.
Was aus der Anlage werden könnte
Ein Neustart hängt an zwei Faktoren: frisches Kapital und ein klares Konzept. Das Schwimmbad braucht nach aktuellem Stand sechsstellige Investitionen. Erfahrungsgemäß addieren sich bei älteren Freizeitimmobilien schnell weitere Posten: Heizung, Brandschutz, Wasseraufbereitung, Dächer, Digitaltechnik.
Ohne Investitionsplan verpufft jeder Euro. Ein Sanierungsfahrplan entscheidet über jede Zukunftschance.
Ein Investor könnte die Anlage neu zuschneiden: weniger Nassbereich, mehr Outdoor-Fokus; oder ein saisonales Konzept mit definierten Öffnungszeiten. Energiepreise und Personalkosten spielen bei der Kalkulation heute eine größere Rolle als vor zehn Jahren. Wer hier reingeht, kalkuliert eng und sucht Synergien mit regionalen Partnern.
Was Beschäftigte jetzt wissen sollten
In vielen Insolvenzverfahren greift für ausgefallene Löhne das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit bis zu drei Monate rückwirkend. Anträge müssen fristgerecht und vollständig gestellt werden. Arbeitgeberbescheinigungen, Lohnabrechnungen und Verträge bereithalten. Parallel lohnt es sich, Bewerbungen früh zu platzieren – die Hotellerie und Gastronomie suchen in vielen Regionen Fachkräfte.
Lehren für Ferienanlagen
Wer Freizeitimmobilien betreibt, kommt an planbarer Instandhaltung nicht vorbei. Drei Punkte entscheiden regelmäßig über die Wirtschaftlichkeit:
- Substanz sichern: Jährliche Budgets für Technik, Wasser, Brandschutz, Dächer.
- Energie neu denken: Effiziente Anlagen, Lastmanagement, PV mit Speichern, Wärmepumpen, wo möglich.
- Umsatzkanäle diversifizieren: Tagesgäste, Gruppen, Firmen-Events, Gesundheitsangebote, digitale Buchung.
Kontext für Reisende: was ein Insolvenzverfahren bedeutet
Mit der Antragstellung prüft die Verwaltung, ob eine geordnete Fortführung oder ein Verkauf möglich ist. Buchungen können im Verfahren bestätigt, verschoben oder gestrichen werden. Wer direkt gebucht hat, steht oft in der Gläubigerreihe. Bei Veranstalterreisen gelten Pauschalreiserechte, die meist mehr Schutz bieten als Einzelbuchungen.
Wer künftig plant: flexible Tarife und die Wahl eines Veranstalters können Risiken mindern. Kreditkarte mit Käuferschutz schafft im Ernstfall Hebel. Bei höherpreisigen Aufenthalten lohnt ein Blick in Versicherungsbedingungen, speziell auf Ausschlüsse bei Zahlungsunfähigkeit einzelner Leistungsträger.
Für Familien bleibt die Frage nach Alternativen. Gute Anhaltspunkte liefern regionale Bäder mit Sauna, Jugendherbergen mit Familienzimmern, sowie kleine Ferienparks rund um Hunsrück, Nahe und Saarland. Oft helfen Kombinationen: Unterkunft im Dorf, Tagesausflug an den Bostalsee und auf den Erbeskopf, dazu Hallenbad im Nachbarort. So lässt sich ein kurzer, bezahlbarer Tapetenwechsel bauen – auch wenn ein großer Park wegfällt.








